„Kunsttäter“ setzen starke Zeichen
Aus der Oberurseler Woche vom 24.11.2022
Oberursel (fch). In einen Ausstellungsraum verwandelt hatte sich am Sonntag die
„Bildhauerwerkstatt Kunsttäter“. Leiter Andreas Hett war begeistert über das große Besucherinteresse. Bereits drei Stunden nach der Öffnung hatten er und sein Team mehr als 100 Besucher begrüßt.
„Bis jetzt haben wir Objekte im Wert von 900 Euro verkauft. Und ein Besucher hat sein Interesse an einer großen Skulptur signalisiert. Vielleicht kauft er sie ja noch. Unser Atelierfest ist überwältigend“, strahlte Kunsttherapeut Andreas Hett. Die großen und zahlreiche kleine Skulpturen aus Speckstein, Holz, Metall, Ytong und Fundstücken haben mit einer Ausnahme straffällig gewordene und sanktionierte junge Menschen aus dem Hochtaunuskreis angefertigt. Zur Freude der Besucher waren die zwischen 14 und 21 Jahre jungen Menschen im vorigen und in diesem Jahr recht fleißig.
In der „Bildhauerwerkstatt Kunsttäter“ erfüllen sie Sozialstunden und pädagogische Aufgaben und erhalten einen Zugang zur Kunst. Die kreative und künstlerische Beschäftigung wirke sich positiv auf die Jugendlichen und ihren weiteren schulischen wie beruflichen Werdegang aus, so Hett. Von den jugendbe treuenden Einrichtungen des Kreises erhalte er entsprechende Rückmeldungen. Gegründet hat der Diplom-Sozialarbeiter und Kunsttherapeut Andreas Hett die „Kunsttäter“ im Jahr
2000. Seit 2011 werden das Angebot und die
Arbeit der „Bildhauerwerkstatt Kunsttäter“ von den 13 Mitgliedern des damals gegründeten gemeinnützigen Vereins „Kunsttäter“ unterstützt. Inspiriert zu dem sozialen und kulturellen Angebot wurde Hett bereits als Student in Frankfurt. „Unsere erste Bildhauerwerkstatt war in Oberstedten. Seit 2006 sind wir hier in den Räumen der ehemaligen Autoschlosserei neben der Feldbergschule.“
Durch Presseberichte wurden Sabine und Dirk Bunkenburg auf die „Bildhauerwerkstatt Kunsttäter“ aufmerksam. Das Ehepaar aus Bad Homburg ist vielseitig interessiert und nutzte das Atelierfest der „Kunsttäter“, um sich in der Ausstellung umzusehen: „Wir interessieren uns für Kunst und sind gespannt auf die Skulpturen der Jugendlichen.“ Seit Jahren unterstützen Heike und Erhard Sobeck aus Frankfurt die einmalige soziale und kulturelle Oberurseler Kunstinstitution. Ihr Besuch auf dem Atelierfest war eingeplant und führte zum Kauf einer handlichen Specksteinskulptur. „Sie hat eine scharfe Kante und eine schroffe Seite. Auf der anderen Seite ist eine weiche Mulde in den Stein eingearbeitet, in welche die Hand oder ein Finger hineingelegt werden kann“, stellte der neue Besitzer fest. Dies zeige die konstruktive Auseinandersetzung des Jugendlichen mit dem Material
und spiegle zugleich seine schwierige Lebenssituation wider.
Aufträge von Privatpersonen
Zu den größeren Skulpturen der Ausstellung gehörte ein aus Metall-Fundstücken gebauter Engel. Seine Flügel hat der junge Künstler aus Jalousien gebaut. Er stützt sich auf einen Ventilator. „Der geht noch“, betont Hett. Meist haben die Jugendlichen, abhängig von der Dauer ihres Ausfl ugs in die Kunst, ihre Werke aus einem Material kreiert. „Wer mit Holz arbeitet, benötigt mehr Zeit als mit Speckstein.“ Bei einigen in der Ausstellung zu sehenden Kunstwerken handelte es sich um Objekte aus einem Mix aus Holz, Metall und Speckstein. Wer die „Bildhauerwerkstatt Kunsttäter“ unterstützen möchte, kann dies in Form einer Spende, eines Auftrags für eine Arbeit oder durch den Kauf eines Objekts tun. „Wir haben Aufträge von Privatleuten, Firmen und öffentlichen Einrichtungen. Kunstwerke von uns stehen auch im öffentlichen Raum in Oberursel“, so Hett. Unter den Gästen beim Atelierfest war auch eine Delegation der örtlichen SPD. Jedes Jahr im Januar verleiht die SPD Oberursel den Jahres-Kulturpreis Oberursel („JaKOb“) an eine Oberurseler Institution. Anfertigen werden den „JaKOb“ des Jahres 2023 die „Kunsttäter“, verriet Andreas Hett. Ganz aktuell ist am morgigen Freitag, 25. November, eine Arbeit der „Kunsttäter“ zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ zu sehen: 139 rote Schuhe wurden lackiert und setzen von 14 bis 17 Uhr vor dem ehemaligen „Macondo“, Strackgasse 14, ein unübersehbares Zeichen.